Fakten zum Grüngürtel MünchenSÜD

  • Vegetationsbestandene Freiflächen mit hoher Kaltluftproduktion sind wichtige klimatische Ausgleichräume in der Stadt und können durch Flurwinde die Wärmebelastung in Siedlungsgebieten reduzieren, insbesondere im westlichen und südlichen Stadtgebiet von München, wo die Kaltluftdynamik eine wichtige Rolle spielt (siehe Karten 1 und 2).
    Die Stadtklimaanalyse der Landeshauptstadt München hat im Grüngürtel MünchenSÜD Flächen von hoher bis sehr hoher bioklimatischer Bedeutung identifiziert (siehe Karte 3). Der Erhalt dieser Flächen ist ein wichtiger Beitrag zur Klimaanpassung und zum Schutz des Grundrechts auf Gesundheit.
    Der Klimawandel führt in München zu einer Zunahme der Sommertage und einer erhöhten Hitzebelastung (siehe Karte 4), die vor allem für vulnerable Gruppen gefährlich werden kann.
    Der Grüngürtel spielt eine wichtige Rolle bei der Temperaturregulierung der Stadt und ist entscheidend für die Gesundheit der Stadtbewohner*innen, insbesondere für ältere Menschen, Pflegebedürftige und Menschen mit Vorerkrankungen.

    Ein Kaltluftentstehungsgebiet mit einer Frischluftschneise nach § 1 Abs. 1 Ziffer 4 Bundesnaturschutzgesetz ist rechtlich geschützt.
    Sein Erhalt ist eine nötige Klimaanpassungsmaßnahme, um die künftige Erwärmung effektiv zu dämpfen und dadurch das Grundrecht auf Gesundheit vorbeugend zu schützen.
    Dieses Erfordernis hat das Bundesverfassungsgericht in seinem Klimabeschluss v. 24. 3. 2021 aufgestellt.

  • Die Freiflächen im Münchner Grüngürtels sind beliebte und gut erreichbare Naherholungsgebiete. Sie bieten allen Bevölkerungs- und Altersgruppen vielfältige Möglichkeiten zur Entspannung und Erholung, zum Spazierengehen und zur Bewegung in der Natur.
    Das Erleben der Natur trägt wesentlich zur Gesundheit des Menschen bei. Gleichzeitig wird vor allem bei Kindern durch die Möglichkeit, verschiedene Pflanzen und Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten, ein Naturverständnis geweckt bzw. gefördert. Dies wirkt sich langfristig positiv auf das Umweltbewusstsein und das Umweltverhalten aus.
    Darüber hinaus tragen die Naherholungsgebiete durch ihre fußläufige Erreichbarkeit dazu bei, den Individualverkehr durch "Ausflüge ins Grüne" zu reduzieren und damit zusätzliche Emissionen, Lärm und Umweltbelastungen zu vermeiden.
    Schon jetzt zeigt sich, dass durch die massive Nachverdichtung in Sendling, Solln und Forstenried die Flächen des Grüngürtels MünchenSÜD von immer mehr Menschen als Naherholungsgebiet aufgesucht werden.
    Der Landschaftsraum des Grüngürtels MünchenSüd mit seiner hohen Bedeutung für die naturbezogene Erholung soll in seiner Gesamtheit für die Münchner Bevölkerung erhalten bleiben. Er soll durch landschaftstypische, naturnahe Strukturen (blütenreiche Wiesen, Säume, Hecken) aufgewertet werden. Durch die Entwicklung einer möglichst vielfältigen Kulturlandschaft mit extensiver Landnutzung wird die biologische Vielfalt gefördert und die Schönheit von Natur und Landschaft als Voraussetzung für die naturbezogene Erholung nachhaltig gesichert.

  • Verlust der Biodiversität (biologische Vielfalt):
    Durch die massive Bebauung von unversiegelten Flächen in der Stadt München kommt es zu einem fortschreitenden Verlust von Lebensräumen und Ökosystemen.

    Der Fortschrittsbericht zur nationalen Nachhaltigkeitsstrategie nennt laut Bayerischem Agrarbericht 2022 folgende Hauptursachen für den Rückgang der biologischen Vielfalt:


    - Flächenversiegelung und Verlust naturnaher Flächen
    - Zerschneidung und Zersiedelung der Landschaft
    - Stoffeinträge aus der Luft und die Veränderung des Klimas
    - die zunehmende Freizeitnutzung der Landschaft
    - die intensive land- und forstwirtschaftliche Nutzung von Flächen

    Der Verlust an biologischer Vielfalt und natürlichen Ökosystemen, den wir derzeit erleben, ist ebenso katastrophal wie der Klimawandel. Beide sind eng miteinander verknüpft, da der Klimawandel den Verlust der biologischen Vielfalt beschleunigt und gesunde Ökosysteme wichtige Verbündete im Kampf gegen den Klimawandel sind. Der Krefelder Studie zufolge ist der drastische Rückgang der Insektenpopulationen bundesweit eindeutig nachweisbar. Erhebungen in 63 deutschen Schutzgebieten zwischen 1989 und 2016 ergaben einen Rückgang der Biomasse von Fluginsekten um 76 Prozent (im Hochsommer bis zu 82 Prozent).

    Die Flächen des Grüngürtels MünchenSÜD sollen daher nachhaltig ökologisch entwickelt und nicht bebaut werden.

  • Die unbebauten Flächen im Grüngürtel MünchenSÜD bilden die Grundlage für den Erhalt der noch vorhandenen Artenvielfalt vor Ort. Die unbebauten Flächen bieten aber noch viel mehr:

    Das Potenzial und die Chance, neue Standorte zu entwickeln und damit die Biodiversität, insbesondere auf landwirtschaftlich genutzten Flächen, zu stärken und zu fördern.

    Die Schaffung vielfältiger Lebensräume, z.B. Hecken, Feldgehölzen und deren Säume, Feldrainen und Sukzessionsflächen für die freie Entfaltung von Vegetation und Waldsäumen.

    Schaffung von Ausbreitungs- und Wanderkorridoren für Tier- und Pflanzenarten für einen durchgehenden Biotopverbund.

    Werden die Flächen des Grüngürtels MünchenSÜD bebaut, gehen sie als Grundlage für die Nahrungsmittelproduktion und als Lebensraum für speziell an die Landwirtschaft angepasste Tier- und Pflanzenarten unwiederbringlich verloren.

    Die Flächen des Grüngürtels MünchenSÜD sind deshalb
    dringend zu erhalten, zu schützen und ökologisch aufzuwerten

  • Der Reitverein Corona München Solln e.V. ist einer der letzten Reitvereine auf Münchner Stadtgebiet. Er besteht seit über 50 Jahren und ist seitdem fester Bestandteil des sozialen Miteinanders der Münchner Bürger*innen aller Altersgruppen. Das Angebot umfasst Reitunterricht ab 5 Jahren sowie therapeutisches Reiten in Zusammenarbeit mit einer Münchner Klinik. An den Wochenenden werden ehrenamtlich Reitstunden für kriegsgeflüchtete Kinder angeboten.
    Darüber hinaus trägt das Gelände des Reitvereins Corona durch seine weitgehend unbebauten Flächen mit kurzrasigen Wiesen, alten Bäumen und Sträuchern zur Biodiversität und Artenvielfalt bei. Die Stallungen bieten Brut- und Nistplätze für stark geschützte Gebäudebrüter wie Mehl- und Rauchschwalben sowie Feld- und Haussperlinge.

    Insgesamt tragen die Flächen auch wesentlich zur nächtlichen Abkühlung bei.

  • Das vorhandene Straßennetz und der vorhandene bzw. geplante ÖPNV können die Mobilitätsbedürfnisse bei einer weiteren Bebauung nicht annähernd abdecken.

    Der Ausbau der Straßen in diesem Bereich ist nicht ohne weiteres möglich und fördert zudem den motorisierten Individualverkehr. Dies würde der dringend notwendigen Verkehrswende und damit dem Klimaschutz zuwiderlaufen.

    Schon heute ist die Verkehrsbelastung in den angrenzenden Stadtteilen unerträglich hoch. Jedes zusätzliche Fahrzeug, egal ob Verbrenner oder Elektroauto, wird die Situation weiter verschärfen, und würde die Gesundheit und Lebensqualität der Anwohner*innen massiv beeinträchtigen.

    Die geplante Verlängerung der Tram-Westtangente zur Parkstadt Solln reicht nicht aus, um tausende neue Bürger*innen aufzunehmen und wird diese nicht überzeugen können, auf das eigene Auto zu verzichten. Das bestehende ÖPNV-Angebot wird dies erst recht nicht leisten können.

    Die angrenzenden Straßen sind sehr eng und in weiten Teilen nur einspurig befahrbar.
    Ein weiterer Ausbau des Bus- und Fahrradnetzes ist in diesem Bereich nach heutigen Richtlinien nicht realisierbar.

  • Koalitionsvereinbarung für die Stadtratsperiode 2020 – 2026 der Stadt München, Punkt III. GESUNDE UMWELT, INTAKTE NATUR, KLIMASCHUTZ, Seite 10:

    “Die Flächenkulisse Biodiversität werden wir beschleunigen. Jeder Eingriff in das öffentliche Grün erfolgt unter Berücksichtigung der Biodiversitätsstrategie. Bestehende Biotope werden wir schützen; um neue Biotope zu schaffen werden künftig mehr Flächen angekauft, insbesondere auch noch nicht entmunitionierte Flächen (Virginia Depot). Nach Hamburger Vorbild werden wir Biotopverbundachsen voranbringen, Frischluftschneisen (Klimafunktionskarte) erhalten; Naturschutzgebietsausweisungen sollen beschleunigt werden. Bei der Neugestaltung von Grünflächen und der Pflege der städtischen Grünanlagen wird künftig mehr auf Biodiversität geachtet. Durch die Weiterentwicklung des Begrünungsbüros zu einem Fachbüro für Klimaanpassung und Bürgerbeteiligung sollen künftig klimatische Veränderungseffekte und die Einbindung von Bürger*innen verstärkt berücksichtig werden.”

    https://www.gruene-muenchen.de/wp-content/uploads/2020/04/Druckfassung_Koalitionsvertrag-2020_2026.pdf

    Bundesministerium für Umwelt und Landwirtschaft - Öko-Landbau stärken: Prozess zur Weiterentwicklung der Zukunftsstrategie ökologischer Landbau.

    “Der ökologische Landbau ist das Leitbild der Bundesregierung für eine nachhaltige Landbewirtschaftung. Deshalb haben sich die Regierungsparteien in ihrem Koalitionsvertrag vorgenommen, bis 2030 30 Prozent Öko-Landbau zu erreichen.”

    https://www.bmel.de/DE/themen/landwirtschaft/oekologischer-landbau/zukunftsstrategie-oekologischer-landbau.html

  • 1. Stadtklimaanalyse Landeshauptstadt München

    https://stadt.muenchen.de/infos/stadtklima-klimaanpassung.html

    2. Stadtklimaanalyse Landeshauptstadt München, Bewertungskarten

    https://stadt.muenchen.de/infos/stadtklima-klimaanpassung.html

    3. TUM Fact Sheet 2 - Potentiale des Münchner Grüngürtels für die klimaresiliente Stadtentwicklung

    https://www3.ls.tum.de/lapl/forschung/gruene-stadt-der-zukunft/publikationen/

    4. EUA Europäische Umweltagentur, EUA-Signale 2021

    https://www.eea.europa.eu/de/signale/signale-2021/artikel/editorial-der-wert-der-natur

    5. Bayerisches Landesamt für Umwelt: Klima-Steckbrief Oberbayern

    https://www.bestellen.bayern.de/application/applstarter?APPL=eshop&DIR=eshop&ACTIONxSETVAL(artdtl.htm,APGxNODENR:1325,AARTxNR:lfu_klima_00203,AARTxNODENR:365868,USERxBODYURL:artdtl.htm,KATALOG:StMUG,AKATxNAME:StMUG,ALLE:x)=X

    6. Bayerischer Agrarbericht 2022 – bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten

    https://www.agrarbericht-2022.bayern.de/landwirtschaft/naturschutz-und-biodiversitaet.html

    7. Entwicklung der hitzebedingten Übersterblichkeit in Deutschland bis 2019,

    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1240429/umfrage/-hitzebedingte-uebersterblichkeit-in-deutschland/

    8. Bundesverfassungsgericht Klimabeschluss v. 24. 3. 2021

    https://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Downloads/DE/2021/03/rs20210324_1bvr265618.pdf?__blob=publicationFile&v=1,%20va%20Rn.%20164%20nach%20Verweis%20in%20Rn.%20150%20und%20vorher%20in%20Rn.%20144

    9. Kaltluftentstehungsgebiet mit Frischluftschneise nach § 1 Abs. 1 Ziffer 4 Bundesnaturschutzgesetz

    https://www.gesetze-im-internet.de/bnatschg_2009/__1.html

    10. Bayrisches Landesamt für Umwelt / Arten- und Biotopschutzprogramm - ABSP-View & Daten (ABSP kreisfreie Städte / München Stadt)

    https://www.lfu.bayern.de/natur/bayaz/biotopverbund/arten_biotop_sp/view_daten/index.htm

    11. Biodiversitätsstrategie München

    https://stadt.muenchen.de/dam/jcr:8582997c-a994-4921-a737-56ea3e0e7b95/2308_Broschure_Biodiversitaet_4.pdf

    12. LH München - Stadtentwicklungsplan 2040 – Entwurf => runterscrollen zum: Erläuterungsbericht zum STEP2040

    https://stadt.muenchen.de/infos/stadtentwicklungsplan-2040.html

    13. Umweltbundesamt - Neue Analyse zeigt Risiken der Erderhitzung für Deutschland

    https://www.umweltbundesamt.de/presse/pressemitteilungen/neue-analyse-zeigt-risiken-der-erderhitzung-fuer

Abschließender Gedanke 

Zusammen mit der Bewältigung des Klimawandels ist der Erhalt der biologischen Vielfalt eine der größten Herausforderungen der Menschheit. Die Lösung beider Herausforderungen entscheidet darüber, welche Entwicklungs- und Anpassungsmöglichkeiten wir nachfolgenden Generationen offenhalten.

Unser detailliertes Positionspapier als PDF zum Herunterladen